Trauer um Prof. Dr. Dieter Reimers
16. Juni 2021
Am 9. Juni 2021 verstarb Prof. Dieter Reimers plötzlich und unerwartet im Alter von 77 Jahren in Postfeld (Kreis Plön). Dieter Reimers war von 1980 bis 2009 Professor an der Universität Hamburg und der Hamburger Sternwarte. Geboren wurde Dieter Reimers am 25. November 1943 in Rüde (Kreis Schleswig-Flensburg). Nach dem Abitur im Jahre 1963 studierte er Physik an den Universitäten Kiel und Bonn. Nach seiner Promotion im Mai 1969 bei Prof. Unsöld in Kiel folgte die Habilitation 1972 für die Fächer Astronomie und Theoretische Physik, ebenfalls in Kiel.
Es folgten Forschungsaufenthalte 1973 und 1976 an den Mt. Wilson und Palomar Observatorien in den USA sowie am Caltech (Pasadena). 1976 wurde er zum Dozenten (H2) an der Universität Kiel ernannt. Im Jahr 1980 wurde Dieter Reimers als C4-Professor für Astronomie an die Universität Hamburg berufen, wo er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2009 an der Hamburger Sternwarte in Bergedorf tätig war. Ein Jahr nach seinem Dienstantritt übernahm er das Amt des Geschäftsführenden Direktors, das er viele Jahre innehatte. Von 1988 bis 1992 war Herr Reimers Vorsitzender des „Observing Programmes Committee“ der Europäischen Südsternwarte (ESO), von 1995 bis 2002 Wissenschaftlicher Delegierter der Bundesrepublik Deutschland im Rat der ESO und von 2007 bis 2009 Vorsitzender des Rates Deutscher Sternwarten.
Dieter Reimers war wissenschaftlich äußerst erfolgreich und war bis zuletzt aktiv. In seinen frühen Arbeiten beschäftigte sich Herr Reimers mit den Atmosphären und Spektren von Sternen und der Sonne. Neben den Endstadien der Sternentwicklung und Weißen Zwergen untersuchte er den Massenverlust von roten Riesen. Dabei ist insbesondere das „Reimers Gesetz" zur Massenverlustrate von kühlen Riesen (1975) von großer Bedeutung.
Mit Übernahme seiner Professur an der Hamburger Sternwarte wandte sich Herr Reimers zunehmend der beobachtenden Kosmologie zu. Insbesondere beschäftigte er sich mit großflächigen spektroskopischen Himmelsdurchmusterungen von Quasaren. In langjährigen Beobachtungsprogrammen mit dem Hamburger Schmidt-Teleskop am Calar Alto Observatorium in Spanien und dem ESO Schmidt-Teleskop am La Silla Observatorium in Chile erschuf er mit der „Hamburg Quasar Survey (HQS)“ und der „Hamburg/ESO Survey (HES)“ extrem wichtige Durchmusterungen, die unser Verständnis von hellen Quasaren über viele Jahre maßgeblich beeinflusst haben. Für seine Studien an den UV-Spektren von Quasaren bekam Herr Reimers in der Anfangsphase des Hubble Weltraumteleskops mehr Beobachtungszeit an diesem wertvollen Teleskop zugesprochen also sonst ein Forscher oder eine Forscherin in Deutschland und konnte so erheblich zur Erforschung der intergalaktischen Materie beitragen.
Herr Reimers war zudem ein engagierter Förderer des wissenschaftlichen Nachwuchses, der eine Vielzahl von Doktoranden und Mitarbeitern auf eine erfolgreiche wissenschaftliche Karriere vorbereitete.
Die Hamburger Sternwarte hat mit Dieter Reimers nicht nur einen international herausragenden Wissenschaftler verloren, sondern auch einen tatkräftigen, stets hilfsbereiten und überaus beliebten Kollegen. Sie wird ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.